Zwickau Productive Update
EU-weit offener Ideenwettbewerb – 1. Preis
Typ | EU-weit offener Ideenwettbewerb, 1. Preis |
Ort | Zwickau |
Jahr | 2017 |
Status | Abgeschlossen |
Größe | 27,9 ha |
Auftraggeber | Stadt Zwickau |
Programm | Urban Design |
Leistungen | Städtebaulicher Entwurf |
Team | Ingrid Sabatier, Stephan Schwarz |
Projektpartner | Ferdinand Schmelzer - Tamandua & Lena Flamm |
Gemeinsam mit Tamandua nahmen wir am internationalen Architektur- und Urban Design-Wettbewerb »Europan 14 – Productive Cities« teil und entwickelten eine Zukunftsvision für Zwickau. Unser Konzept »Zwickau Productive Update« zeigt Szenarien für die Jahre 2030, 2040 und 2050 auf und wurde von der Jury mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Wir fokussieren uns auf den neuen Stadtteil Zwickau Paradies und schlagen drei Transformationsfelder vor, mit denen Zwickau von der Autostadt zum Reallabor für die Zukunft der Mobilität wird.
Zunächst soll durch das Implementieren von neuen Typologien für Wohnen, Arbeiten und Gewerbe entlang der Katharinenstraße eine Zone der Nutzungsmischungen geschaffen werden. Darauf folgt die Neuorganisationen von öffentlichen Räumen zu einem sozialen, lebendigen und gemeinschaftlichen Ort Zwickaus. Zudem soll die blau-grüne Infrastruktur in das urbane Produktionssystem integriert werden, um für Lebensqualität und eine resiliente Umwelt im Quartier zu sorgen.
Schritt für Schritt zur Produktiven Stadt
2030 – Future Mobility
Auf dem Weg in eine produktive Zukunft wird Zwickaus Stadtzentrum Schritt für Schritt zur gemeinschaftlichen und autofreien Zone. Dafür werden an zwei zentralen Mobility Hubs initiale E-Auto-Sharing-Systeme und E-Cargo-Bikes für Lieferungen installiert. Diese Maßnahme wirkt sich nicht nur positive aufs Stadtklima aus – sie ermöglicht auch, Innenhöfe zu begrünen und ehemalige Verkehrszonen zu Naherholungsbereichen umzugestalten.
An- und Aufbauten an Bestandsgebäuden stellen zusätzliche Flächen für die städtische Produktion zur Verfügung, die von Digitalunternehmen, Start-Ups und anderen Entrepreneurs genutzt werden können. So kann vor Ort an den Herausforderungen der Zukunft gearbeitet werden, zum Beispiel an der Entwicklung innovativer Mobilitätskonzepte.
2040 – Urban Space at human scale
Unsere Urban Design Strategie folgt drei Prinzipien: Umgestaltung öffentlicher Räume auf einer menschlichen Ebene, kleinteilige Nacheverdichtungen auf Baulücken und innerstädtischen Brachflächen sowie die Umnutzung und Ergänzung bestehender Gebäude.
Basierend auf diesen Ideen soll die produktive Zone Zwickaus Raum für Akteure der Produktiven Stadt bieten, beispielsweise FabLabs, Co-Working-Spaces, Manufakturen, Handwerks- und Reparaturbetriebe oder andere lokale Unternehmen.
Zudem sollen neue Wohntypologien etabliert werden, bei denen große Hinterhöfe zu nachbarschaftlichen Gemeinschaftsorten umgestaltet werden. Auf ehemaligen Parkplätzen entstehen grüne Infrastrukturen und das Parkhaus wird zur »Vertical Farm« für die lokale Lebensmittelproduktion. Grüne produktive Taschen verbinden den Fluss, Zwickau Paradies und die Altstadt miteinander, die kleinen Seen werden als Retentionsflächen genutzt, die sauberes Regenwasser sammeln und für die Bewässerung und Toilettenspülung speichern.
2050 – City & nature in symbiosis
Die bestehenden Kanäle werden ausgedehnt, um ein großflächiges Flussbett zu generieren. Dadurch entstehen etwa 9 Hektar artenreiches Feuchtgebiet, das zugleich als zeitgenössische Interpretation der Verbindung von Stadt und Fluss verstanden werden kann.
Zu den positiven Effekten zählen neben der Bildung eines natürlichen Habitats und der Sicherung der Biodiversität auch das Etablieren eines natürlichen Hochwasserschutzes sowie die Schaffung neuer Wohnorte, die die Nähe zur Natur als produktive Symbiose begreifen.
Beurteilung durch das Preisgericht
»Die Verfasser schlagen drei Transformationsstufen im Zeitraum 2030 bis 2050 vor, die bestehenden Quartiere des Geschosswohnungsbaus umzuwandeln, neue Quartiere zu bilden und neue Wohnungstypologien zu schaffen. Das Ergebnis ist eine strukturelle und funktionale Neuordnung des Projektgebiets. Durch Teilrückbau der Wohnhochhäuser gelingt es, hinsichtlich Maßstäblichkeit neue, städtebaulich verträglichere Strukturen zu entwickeln, die sich an der westlich angrenzenden historischen Altstadthälfte gut orientieren. Der treppenartige Teilrückbau der Elfgeschosser bewirkt, dass die historische Altstadt mit dem stadtbildprägenden Dom und der Katharinenkirche besser sichtbar wird.
Durch Schaffung neuer Wegebeziehungen mittels Neubildung der Quartiere wird die Zwickauer Mulde erlebbarer und wird so mehr als vorher Teil des städtischen Lebens.
Auch für den Flussraum werden nachvollziehbare Entwicklungsschritte aufgezeigt und das hier vorhandene Potenzial aufgezeigt. Das Thema »Produktivität« beschränkt sich im Wesentlichen auf die »grüne Produktivität« in Form einer urban farm anstelle des jetzigen Parkhauses, dem Anlegen von Grünflächen und Dachbegrünung zur lokalen Lebensmittelproduktion sowie der Nutzung der Sonnenenergie. Die Ausführungen eines produktiven Mischnutzungsstreifens entlang der Katharinenstraße sind eher allgemein gehalten. Die Idee einer autofreien Zone mit zwei Mobilitätsschwerpunkten hinsichtlich E-Mobilität dient der Stärkung des Gedankens der Klima- und Ressourcenschonung.«