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Schumacher Quartier – Berlin

Offener 2-phasiger städtebaulicher Wettbewerb – 2. Preis

Typ

Offener 2-phasiger städtebaulicher Wettbewerb – 2. Preis

Ort

Berlin

Jahr

2016

Status

Wettbewerb

Größe

50 ha

Auftraggeber

Stadt Berlin

Programm

Urban Design

Leistungen

Städtebaulicher Entwurf

Team

Ingrid Sabatier, Stephan Schwarz

Projektpartner

Stadt Land Fluss & bgmr Landschaftsarchitekten

Gemeinsam mit Stadt Land Fluss und bgmr Landschaftsarchitekten traten wir beim offenen städtebaulichen Wettbewerb für das Schumacher Quartier in Berlin an. Ziel war es, ein neues, nachhaltiges und zukunftsorientiertes Stadtquartier zu entwerfen.

Unser Team entwickelte das Konzept »Linking Lines«, das auf die Verklammerung der Stadtquartiere mit dem Landschaftsraum setzt und die gebauten Ränder sowie die übergeordnete Erschließung miteinbezieht. Dafür erhielten wir den zweiten Preis.

Linking Lines

Das städtebaulich‐freiräumliche Konzept bezieht die Rahmenbedingungen der bestehenden, bebauten Ränder und der übergeordneten verkehrlichen Erschließung aktiv mit ein. Die beiden randlichen Hauptverkehrsstraßen werden entsprechend der Verkehrsplanung aufgenommen. Denn die Chance für eine urbane Anknüpfung des neuen Quartiers an die bestehende Stadt ist am größten, wenn dies über den Kurt-Schumacher-Platz erfolgt.

Die Lage am zukünftigen Landschaftsraum der Tegeler Heide ist ein Alleinstellungsmerkmal, daher muss alles daran gesetzt werden, dass nicht nur die erste Bebauungsreihe am Park liegt – stattdessen soll das gesamte Stadtquartier aus der Tiefe des Raumes an den Landschaftsraum geführt werden. Damit ergibt sich die einfache Grundidee für den Städtebau und die Freiraumentwicklung.

Mit der Leitidee der »Linking Lines« wird ein robustes Gerüst geschaffen, dass Landschaft und Stadt auf eine spannungsvolle Art und Weise in Bezug setzt und dem neuen Quartier gleichzeitig eine eigene Identität gibt.

An den Nahtstellen der Klammern untereinander und im Bereich des Kurt‐Schumacher-Platzes entstehen so spannungsvolle Orte, die besonders aufgeladen werden und somit Zentrumsfunktionen übernehmen.

Der Landschaftsraum
Die westliche Klammer stellt die Verknüpfung zum Landschaftsraum der Tegeler Heide her, welche die Spur der nördlichen Start‐ und Landebahn nachzeichnet. Hier entsteht ein mehrfachnutzbarer Stadtteilpark, der das Stadtquartier bis an den Landschaftsraum heranführt. Die Verklammerung der Stadtquartiere mit dem Landschaftsraum wird unterstützt durch den neuen Stadtgrundriss. Die Ost‐West‐Straßen reichen mit ihren Baumbepflanzungen, grünen Banketten und Vorgartenzonen aus der Tiefe des Raumes bis an die Tegeler Heide. Damit wird mit dem Stadtgrundriss eine eindeutige Orientierung auf die Tegeler Heide gegeben.

Der Stadtraum
Die östliche Klammer wird als urbaner Raum ausgebildet, der den Bezug zum Kurt-Schumacher-Platz herstellt. Entlang dieses Bandes wird eine maximale Nutzungsmischung erzeugt. Öffentliche, kommerzielle und kreative Nutzungen werden hier konzentriert. Wer an dieses Band darf, der muss durch Aktivität und Urbanität überzeugen: Sonderbauten, Essen, Einkauf, Markthalle, Pop-Up-Stores, Co-Working-Spaces, Fitnessangebote und Urban Gardening sollen hier verdichtet werden. Mobilitätshub, Kindertagestätte, Sport- und Freiflächen sowie eine Sporthalle der südlich angelagerten Schulen werden hier angelagert. Es entsteht ein urbanes Freiraumband mit höchster Frequenz, sodass sogar die Dächer mitgenutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht
»Der Entwurf zeigt, dass es gelingen kann, ausgehend von einem relativ kleinen Blockraster einen abwechslungsreichen Stadtteil neu aufzubauen. Das Raster erlaubt auch – wenn sinnvoll und gewünscht – durch Zusammenlegungen größere Freiflächen und Baublöcke. Allerdings provoziert das Raster an den Übergangsstellen und schafft hier Verschnittflächen, deren Bebaubarkeit in Frage steht. (…) Der aus dem Landschaftsraum in die Bebauung hineinragende Stadtteilpark begegnet in der Mitte dem »urbanen Freiraumband« aus Schulcampus, Sporthallen und zugehörigen Freiflächen. (…) Der Entwurf sucht räumliche Anschlüsse an die benachbarten Stadtteile, indem er zahlreiche dort bestehende Straßen- und Wegeachsen aufnimmt.

(…) Im Erdgeschoss sind – neben Wohnungen – an städtebaulich wichtigen Stellen Räume für die Nachbarschaft, Coworking sowie Gewerbe und Läden vorgesehen. Das Verhältnis Gewerbe/Läden zu Wohnungen erscheint allerdings zu optimistisch. Das Strukturkonzept für die Baufelder macht zahlreiche Vorschläge für die lokale Energiegewinnung auf dem Dach und den Umgang mit Oberflächenwasser (Dachbegrünung, Sammler).

Insgesamt stellt der Entwurf einen Beitrag dar, der eine prägnante Grundstruktur anbietet und mit den verschränkten Nutzungen sowie den »Linking Lines« eine urbane Vielfalt ermöglichen kann.«